Ökologie

Ökologie

Renaturierung eines Altrheinarms

Als Kompensationsmaßnahme für den sechsstreifigen Ausbau der A643 zwischen dem Autobahndreieck Mainz (A60) und dem Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein (A66) mit Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke wurde ein Altrheinarm in der Rheinaue bei Geisenheim renaturiert. Der ehemalige Rheinarm war im 19. Jahrhundert im Zuge des Buhnenbaus Land geworden.

Die Reaktivierung des ehemaligen Altrheinarms erfolgte von 2013 bis 2015. Durch Ausbaggerung eines neuen Flussbetts mit angrenzender Aue entstanden Vernässungsbereiche, in denen sich angrenzend an das Flussbett eine auetypische Vegetation durch natürliche Sukzession entwickeln kann. Im Vordergrund stehen dabei die Stärkung und Wiederbelebung der natürlichen auendynamischen Prozesse. Gleichzeitig erfolgt eine Aufwertung des Flusssystems Rhein gemäß den Vorgaben und Zielen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.


Neue Wege

Von Anfang an wurde Wert auf einen ganzheitlichen Lösungsansatz gelegt. Durch die geplante Altrheinarmrenaturierung wird zum einen der naturschutzfachliche Eingriff durch den geplanten Ausbau der A643 mit dem Neubau der Rheinbrücke Schierstein ausgeglichen und eine großräumige Stärkung des kohärenten europäischen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000 erreicht. Gleichzeitig wird eine Verbesserung für das Abflussregime des Rheins durch Reduzierung von Hochwasserspitzen rheinabwärts erzielt, die Maßnahme setzt darüber hinaus die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie (u.a. Reaktivierung von Auegewässern, Stärkung der auendynamischen Prozesse) 1:1 um. Die Schaffung eines neuen Altrheinarms stellt eine Bereicherung für das Landschaftsbild dar und trägt zu einer Erhöhung des Erholungswertes in der Rheinaue bei. Der durch das Gebiet verlaufende Leinpfad gewinnt hierdurch an Attraktivität im Rahmen der Freizeit- und Erholungsnutzung. Im Zusammenhang mit der landespflegerischen Kompensationsmaßnahme wurden 2014 auch zwei Brücken bei Geisenheim gebaut: die sogenannte Leinpfadbrücke und ein Radwegesteg.


Ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit

Durch die Schaffung der hydrogeologischen Standortvoraussetzungen wird die Entstehung einer typischen Aue mit Röhrichtbeständen, Weich- und Hartholzaue im Rahmen der natürlichen Sukzession initiiert. Die Sukzession stellt sicher, dass sich die charakteristischen Auwaldarten an ihren natürlichen Standorten ansiedeln und in den Randbereichen in enger Verzahnung mit den Baumarten der angrenzenden Waldbestände vorkommen. Da sich das ökologische Gleichgewicht mit der jeweiligen Vegetationsentwicklung im Laufe der Zeit von selbst einstellen und entwickeln wird, sind die Unterhaltungs- und Pflegekosten gering. Somit ist auch eine ökonomische Nachhaltigkeit gegeben. Durch die Kappung von Hochwasserspitzen werden zudem Kosten, die für Unterlieger durch Hochwasserschäden entstehen, dauerhaft gesenkt. In der renaturierten Aue wird das natürliche Hochwasserregime des Flusslaufs wieder erlebbar, gleichzeitig steigt der Freizeit- und Erholungswert der Fläche dauerhaft.